Hunger

Am Montag kam diese Reportage auf ARD mit dem Namen Hunger. Eine nicht unheftige Reportage und und ein nicht unheftiges Thema. Hunger. HUNGER. Das Thema hat mich schon seit meiner frühen Jugend beschäftigt. Ich glaub es war ein Flugblatt, in dem ich gelesen habe, dass wir im Westen konstant gesättigt sind und eigentlich kaum mehr Hunger kennen.

Das hat mich sehr beeindruckt. Und ich konnte es zu großem Teil nachvollziehen, da ich selber Hunger eigentlich kaum kennengelernt hatte. Ich bin zum überwiegenden Teil in Luxus aufgewachsen, nicht nur in der Überflussgesellschaft sondern auch tatsächlich im Überfluss. Essen nur vom feinsten, meine Eltern stehen auf Gourmet-Niveau und viele Reisen auch auf andere Kontinente – und dort und hier in Europa natürlich wieder leckeres Essen, in Restaurants im Elsass zum Beispiel.

Auf jeden Fall kam ich auf die Idee, dass ich Armut kennenlernen wollte. Das Ziel habe ich erreicht. Im Studium hatte ich teilweise so wenig Geld, dass ich Brotscheiben aus der Tüte von Aldi mit so einer Art Bierschinken gegessen habe – ohne Butter oder Margarine. Ich erinner mich noch gut daran. Es war ein warmer Tag und ich hab die Brote ein paar Hundert Meter von Aldi entfernt auf dem Kühler eines alten Fords aus den 80ern gegessen. Mir war damals auch schon irgendwie klar, dass ich da wirklich arm war.

Ich hab teilweise so wenig Geld zum Essen gehabt, dass ich tagelang kaum was gegessen habe. Spaghetti von Miracoli mal, oder Crevattini aus der Packung, die haben mir richtig geschmeckt. Irgendwann bin ich vor lauter Stress bei meinen Eltern in Tränen ausgebrochen, an der Schulter meines Vaters. Er hat dann ein Kilo Putenbrust gekauft und wir haben zusammen eine Art Gulasch gekocht. Dann hatte ich fünf oder sechs Portionen in Tupperdosen, die ich einfrieren und nacheinander essen konnte. Das war ne sehr gute Aktion. Ich erinner mich noch daran, wie ich mich reich gefühlt habe, und zuversichtlich – auf Sättigung.

Dieser Beitrag wurde unter Ernährung veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Hinterlasse einen Kommentar